F32 Diagnose erhalten:
Mein Umgang mit Depression

Autorin: Diana
Erschienen am: 14.12.2023
Selbsthilfegruppe für Depression

Ich habe vor sechs Wochen die F32 Diagnose erhalten. Das bedeutet, dass ich depressive Episoden habe. Erst war es für mich wie ein Schlag. Ich habe mich nie als jemand gesehen, der Depressionen hat. Zu meinen Symptomen gehören Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und schwere Schuldgefühle.

Diese Schuldgefühle… Ich trage sie jetzt schon seit längerem mit mir herum. Seit genau drei Jahren verfolgen sie mich. Ich schlafe meistens mit ihnen ein und nachts wecken sie mich. Ich sehe immer noch vor meinen Augen wie der Hund meiner Schwester auf die Straße läuft und dann sehe ich das Auto. Meine Schwester möchte seit dem Unfall nichts mehr mit mir zu tun haben. Das Ganze ist jetzt schon 5 Jahre her. Ich würde es so gerne rückgängig machen. Seitdem gehe ich kaum noch aus dem Haus, sehe meine Freunde kaum und habe mich seitdem auch nicht mehr auf Familienfeiern getraut.
Wenn ich keine Schuld fühle, spüre ich eine innere Leere in mir. Manchmal kommt es auch in Schüben, da wird es leichter und dann wieder sehr schlimm.

Es gab Zeiten, da konnte ich meiner körperlichen Hygiene kaum noch nachgehen.
Essen konnte ich gerade so nur noch bestellen. 

Naja, die Diagnose erklärt zumindest einiges… Nachdem ich die Diagnose bekommen habe, bin ich sehr nachdenklich geworden. Ich frage mich, wie es so weit kommen konnte. Vorher hatte ich immer Gedankenkreise, dass ich ein schlimmer Mensch bin, dass ich nicht genug bin. Jetzt frage ich mich nur, wo bin ich falsch abgebogen? Ich mochte mein Leben früher. Ich bin gerne zur Arbeit gegangen, ich habe viel gelesen und Handball gespielt. Jetzt kriege ich es gerade mal hin am Tag was zu essen und erst dann, wenn ich den Hunger kaum noch aushalten kann oder ich weiß ich muss jetzt was essen. Ich habe mich oft gefragt, was der Unterschied zwischen traurig und depressiv ist. Mittlerweile weiß ich, dass ein gesunder Mensch nicht über so einen langen Zeitraum niedergeschlagen ist und nicht so viele negative Gedanken gegen sich selbst, die Umwelt oder die Zukunft hat. Ich wollte nicht mehr so weiter leben, deshalb habe ich mir Hilfe gesucht und ein Erstgespräch vereinbart. Das habe ich über die Nummer 116 117 gemacht. Ich mochte die Therapeutin, leider hat sie keinen Platz mehr und ich muss weiter nach einem Therapeuten suchen. Ich habe Angst vor der Suche. Angst, Absagen zu bekommen. Angst vor dem Aufwand. Ich habe keine Kraft für den Aufwand. Die Therapeutin hat mir eine online Plattform für Selbsthilfegruppen (www.groupera.de) vorgeschlagen. Ich hatte mich angemeldet und einer Gruppe teilgenommen. Es tat echt gut mit anderen darüber zu reden, obwohl ich mich am Anfang noch nicht so getraut habe. Ich werde jetzt öfter an der Gruppe teilnehmen.

Ich glaube, ich sollte mich von dem Gedanken verabschieden, dass es eine Zauberformel für mein Leiden gibt. Nicht umsonst haben so viele Menschen Depressionen in Deutschland. 9,2% der Frauen haben Depressionen. Das sind unglaublich viele. Ich habe mir als ersten Schritt vorgenommen zu schauen, was mir helfen könnte und mindestens eine Sache in der Woche auszuprobieren, auch wenn sie noch so klein ist. Wie zum Beispiel die online Selbsthilfegruppe. Als nächstes würde ich gerne probieren, jeden Tag zu duschen und eine Mahlzeit zu kochen.

Ich hoffe, ich kann Menschen mit meiner Geschichte erreichen. Ich weiß, dass ich noch nicht da bin, wo ich sein möchte und die richtigen Erfolgsgeschichten, wie “Depressionen erfolgreich bewältigt", besser lesen. Aber da bin ich noch nicht und das ist auch okay. Aber ich habe Ideen und Gedanken, wie ich da jetzt hinkommen möchte.

Diana, 36 Jahre

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